Die Jagd nutzt nachhaltig natürliche Ressourcen
Jagdstatistik für das Jagdjahr 2019/2020

Jagdland Oberösterreich

Oberösterreich ist aufgrund seiner landschaftlichen Gegebenheiten jagdlich äußerst interessant. Unser Bundesland ist an Vielfalt und einzigartigen Reizen kaum zu überbieten und lässt die Jagd zu einem wirklichen Ganzjahresereignis und zum umfangreichen Naturerlebnis wer-den. In den rund 950 oberösterreichischen Jagdgebieten gibt es mehr als 19.750 Jägerinnen und Jäger mit gültiger Jagdkarte. Interessant und zugleich erfreulich ist, dass der Trend der letzten Jahre bezüglich Frauenanteil in der Jagd weiter anhält und mittlerweile schon bei 10% liegt. „Zur Jagd gehört nicht nur das Beobachten und Hegen der Tiere, sondern eben auch das Erle-gen. Dies bedeutet jedoch nicht Lust am Töten, sondern Freude am jagdlichen Erfolg“, so Lan-desjägermeister Herbert Sieghartsleitner.

Wildbiologe Mag. Christopher Böck ergänzt: „Eine gewissenhafte Jagd entnimmt vor allem den sogenannten Überschuss, nutzt also die ´kompensatorische Sterblichkeit´ in der Natur.“ Weiters natürlich auch die kranken Tiere eines Bestandes. Die nachhaltige Jagd gefährdet somit nicht den Fortbestand einer Wildart, sondern hält die Bestände gesund und liefert mit dem Wildbret ein hochwertiges, regionales und gesundes Lebensmittel. Alljährlich werden die von der Jägerschaft gemeldeten Abschüsse des Jagdjahres, das von 1. April bis 31. März des Folgejahres dauert, vom Land Oberösterreich ausgewertet und in einer Jagdstatistik veröffentlicht. Hier unterstreicht Oberösterreich einmal mehr seine Position als „Rehwildbundesland“.

Abschüsse von Schalenwild (Huftiere)

Alle Schalenwildarten wie z. B. Rehe, Hirsche oder Gämsen (ausgenommen Schwarzwild also Wildschweine) unterliegen einer gesetzlichen Abschussplanung. Jedes Jahr findet eine gemeinsame Begehung mit Vertretern der Grundbesitzer und der Jägerschaft sowie des Forstdienstes der Bezirksverwaltungsbehörde statt. Dabei werden sogenannte Vergleichs- und Weiserflächen begutachtet und anhand des Waldzustandes dann der Abschussplan für das kommende Jagdjahr erstellt. Wie viel Wild in einem Jagdgebiet erlegt werden muss, hängt also mit dem Zustand der Vegetation zusammen. LJM Sieghartsleitner: „Die Jägerschaft ist gesetzlich dazu verpflichtet, diese Mindestpläne zur Regulation in der Natur, aber auch zur Erhaltung eines artenreichen und gesunden Wildbestandes einzuhalten. Jedes erlegte Tier muss daher gezählt und auch gemeldet werden.“

Im abgelaufenen Jagdjahr wurden insgesamt 86.274 Stück Schalenwild (+ 1,03 % im Vergleich zu den Abschüssen vom Vorjahr) erlegt, darunter 78.384 Stück Rehwild (2018/19: 78.735), 3.870 Stück Rotwild (3.804), 2.230 Stück Schwarzwild (906) und 1.665 Stück Gamswild (1804). Auffallend ist hier der Anstieg der Abschusszahlen beim Schwarzwild. Diese Wildart ist aufgrund ihrer Reproduktionsfähigkeit und der Witterungsumstände extrem anpassungsfähig und durch die Intelligenz nicht leicht zu bejagen. Aufgrund der drohenden Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) kommt den OÖ Jägerinnen und Jägern eine besondere Verantwortung in der Seuchenprävention zu. Die nun-mehr gesetzlich erlaubte Schwarzwildbejagung mit Nachtsichtzielgeräten ist hier eine wichtige Maßnahme.

Niederwild und Haarraubwild

Andere Tierarten, wie z.B. Niederwild und Haarraubwild werden je nach Anzahl bzw. Entwicklung der Population und Notwendigkeit bejagt.
Besonders erfreulich ist der anhaltende leichte Anstieg beim Niederwild. Nach dem Einbruch 2013 konnten sich die Bestände von Hase, Fasan und Co. wieder etwas erholen. Dies ist unter anderem das Ergebnis zahlreicher Schutzprojekte, die die OÖ Jägerschaft in Angriff genommen hat. In unserer zunehmend wildfeindlich werdenden Kulturlandschaft (Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen und Trassen, Zersiedelung, Strukturverlust, Tourismus und Erholungsanspruch etc.) werden die von der Jägerschaft vorgenommenen Lebensraumverbesserungen immer wichtiger. Durch das Pflanzen von Hecken, Gestalten von Wildäckern oder Wildwiesen, der Anlage von Feuchtbiotopen oder einfach durch das brachliegen von Wiesen-streifen wird in Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern und Landwirten die heimische Wildtierfauna enorm unterstützt. Dies wirkt sich schließlich auch auf die angepasste Nutzung des Wildes aus. Auch das „Jagdmanagement“ sowie eine angepasste Raubwildbejagung hilft diesen Tierarten enorm.

 

 

 

Im Interesse der Artenvielfalt insgesamt gehört die Bejagung des Haarraubwildes zu einer wichtigen Aufgabe der Jägerinnen und Jäger. 8.730 Füchse, 5.303 Marder und 1.960 Dachse wurden im Jagdjahr 2019/2020 erlegt, um den Bestand dieser Gewinner in der Kulturlandschaft zu regulieren und den negativen Einfluss auf andere heimische, vor allem seltene Tier-arten, zu verhindern. Geringere Bestände beim Haarraubwild senken auch das Risiko einer Rückkehr der Tollwut.

Der Aussage, die Natur könnte sich ja selbst regulieren oder die Jagd sei gar unnötig, entgegnet Wildbiologe und Geschäftsführer Mag. Christopher Böck so: „Wir haben keine Naturlandschaft mehr, in der die Selbstregulation so funktioniert, dass alle Tier- und Pflanzenarten in einer notwendigen Populationsgröße überleben würden. Ein Gleichgewicht würde sich zwar auch in unserer intensiven Kulturlandschaft einstellen, aber auf Kosten verschiedenster sensibler Arten. Deshalb ist die nachhaltige Jagd notwendig. Außerdem hegt und schützt der die Jägerin und der Jäger eine viel größere Zahl von Tierarten, als sie oder er bejagt und fördert so ganz besonders den Wildtier- und Artenschutz!“ LJM Sieghartsleitner ergänzt: „Jagd ist neben diesen wildökologischen Erkenntnissen aber auch eine legitime und nachhaltige Nutzungsform natürlicher Ressourcen.“

Fallwildverluste angestiegen

„Als Fallwild bezeichnet man Wild, das nicht durch einen Schuss erlegt wurde. Dieses muss jedoch ebenfalls gemeldet werden. Es ist genussuntauglich und muss ordnungsgemäß entsorgt werden. Es wird in den Statistiken mitgezählt, aber – bspw. bei Schalenwild – nicht auf den Abschussplan angerechnet“, so LJM Herbert Sieghartsleitner.

Leider ist diese Zahl auch heuer auf insgesamt 24.280 angestiegen. Allein dem Straßenverkehr fielen im vergangen Jagdjahr 15.107 Wildtiere zum Opfer, überwiegend Rehwild (7.665), Hasen (5.441) und Fasane (1.224). Die OÖ Jägerschaft versucht seit 2003 in Kooperation mit Land OÖ und einigen Versicherungsunternehmen mit einem Wildschutzprojekt entgegen zu wirken. Mittlerweile wurden bereits über 500 Straßenkilometer mit akustischen und optischen Wildwarngeräten ausgestattet, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Das Fallwild auf der Straße ist tatsächlich auch weniger geworden.

Ökologische Raumplanung gefordert

Als Gebot der Stunde sieht Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner die Ökologische Raumplanung. „Es geht darum, die Interessen aller Raumnutzer und ihre Ansprüche in der Natur zu ordnen. Die Natur wird nicht mehr, aber es gibt mehr Nutzer. Das spüren besonders die Wildtiere. In anderen Bundesländern wie Tirol, Vorarlberg, Salzburg und der Steiermark gibt es bereits solche Regelwerke, an die man sich anlehnen könnte. Natürlich handelt es sich dabei auch um Einschränkungen. Konkret wird es nicht ohne die Verordnung von Ruhezonen gehen. Diese gelten dann auch für die Jagd. Unter Einbindung aller beteiligter Gruppen muss es letztlich um ein Ziel gehen: Das Verständnis zu wecken, dass die Natur nicht übermäßig beansprucht werden kann.“

Die oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger tragen nach dem internationalen Grundsatz „Schutz durch Nutzen“ wesentlich zum Erhalt der Wildtier-Lebensräume bei. Dies kommt auch der Allgemeinheit zugute. Darüber hinaus ist die Jagd ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der weit über die jagdlichen Kreise hinaus wirkt.

„Wir sorgen für einen artenreichen und gesunden Wildbestand. An dem vielfältigen Wildvorkommen in unserem Lande kann sich die gesamte Bevölkerung erfreuen.“ so der Landesjäger-meister abschließend.

Übrigens, jagen in Oberösterreich ist kein Privileg. Die Voraussetzung dafür ist eine gültige Jagdkarte. Um diese zu erlangen, muss mit Ablegen der Jagdprüfung der Nachweis eines entsprechenden theoretischen und praktischen Wissens über Jagdrecht, Wildkunde, Wildökologie und Grundzüge der Land- und Forstwirtschaft, Waffen- und Schiesskunde, Jagdhunde, an-gewandter Naturschutz usw. erbracht werden. Vorbereitungskurse werden im Herbst/Winter in allen Bezirken angeboten.

Viele interessante Informationen rund um die Jagd finden Sie hier:
www.ooeljv.at
www.ooeljv.at/tv (OÖ JagdTV) www.fragen-zur-jagd.at
www.jagd-oesterreich.at
www.jagdfakten.at