Projekt „Bündnis pro Niederwild“Oberösterreichs Weidmänner als moderne Pioniere der Biodiversität

Sie sind die eigentlichen Verlierer im Tierreich: Heimisches Niederwild wie Hase, Fasan oder Rebhuhn finden in den modernen Kulturlandschaften heute oft nicht mehr die Bedingungen vor, die sie eigentlich für ihre Existenz brauchen würden. Die Lebensräume, wie naturbelassene, wenig gemähte Wiesen, Hecken oder breite Ackersäume, die die Tiere benötigen, um sich dementsprechend zu vermehren und zu überleben, werden immer weniger oder verschwinden. Zersiedelung, Flächenversiegelung und Zerschneidung durch Straßen tun ihr übriges. „Das Rebhuhn ist dabei das Sorgenkind der oberösterreichischen Jägerinnen und Jäger. Glaubte man Mitte der 2000er Jahre noch, dass es mit diesem wichtigen Bioindikator für strukturreiche Lebensräume wieder bergauf geht, so ist man jetzt ernüchtert und froh, dass es wenigstens in einigen Gebieten durch intensive Maßnahmen der Jägerschaft wieder eine leichte Zunahme dieser rar gewordenen Vogelart gibt.“ erklärt Wildbiologe Mag. Christopher Böck.Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner ergänzt: „Beim Niederwild und speziell beim Rebhuhn muss man viel aktiver an die Sache gehen als bei so manch anderer Wildart. Lebensraum, Wildtiermanagement und nicht zuletzt das breite Interesse an Tierarten sind wesentliche Treiber, sich dafür auch tatkräftig einzusetzen.“

 

 

Neues Projekt ins Leben gerufen

Das „Bündnis pro Niederwild“ ist ein Projekt des OÖ Landesjagdverbandes, bei dem zusammen mit Grundeigentümern und amtlichem Naturschutz regionale Initiativen für tragfähige Lebensräume sowie Artenschutz gesetzt werden. „In nächster Zeit sollen diesbezüglich erste Biodiversitäts-Verbundsysteme in einigen Gemeinden entstehen. Die längerfristige Vision ist es, dieses Netz auf ganz Oberösterreich auszudehnen, natürlich immer in Anpassung an die regionalen Gegebenheiten und mit entsprechender Beratung vor Ort“, erläutert Landesjägermeister-Stellvertreter Andreas Gasselsberger, der auch Vorsitzender im Unterausschuss für Lebensraumgestaltung und Artenschutz des OÖ Landesjagdverbandes ist. Ziel des „Bündnis pro Niederwild“ ist es, dass dem Niederwild und damit auch dem Rebhuhn überlebensnotwendige Lebensräume zurückgegeben und so ideale Brutstätten geschaffen werden.

Jagd ist gelebter Naturschutz

Die heimischen Jägerinnen und Jäger leisten viel, um die Biotope für das Niederwild zu verbessern. Davon profitieren auch unzählige nicht jagdbare Tiere wie Insekten, Reptilien oder Singvögel. Der Oberösterreichische Landesjagdverband stellt der Jägerschaft jährlich spezielle Saatgutmischungen zur Verfügung, um gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern Rückzugs- und Äsungsflächen für das Wild zu schaffen. Auch Heckenpflanzungen werden von den Jägerinnen und Jägern schon seit Jahrzehnten durchgeführt, zu einer Zeit, als sich sonst noch kaum jemand um dieses Thema angenommen hat.
„Wir sind überzeugt, dass der Lebensraum für die Tierwelt ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Jagd sein wird. Klar muss aber sein, dass wir diese Herausforderungen nicht allein, sondern nur gesamtgesellschaftlich stemmen können“
, so Andreas Gasselsberger. Und LJM Herbert Sieghartsleitner abschließend: „Wir Jäger sind bei der Niederwildhege besonders gefordert, wenn es um die weidgerechte Prädatorenbejagung und etwaige Winterfütterung geht. Denn leider ist die Lebensraumqualität alleine nicht mehr in allen Oberösterreichischen Revieren ausreichend.“