Es liegt die Liebe in der Waldluft: Und damit ist auch unter den heimischen Feldhasen ein höchst eigenwilliges Ritual zu beobachten. Hat ein männlicher Feldhase, der »Rammler«, die Häsin seiner Wahl ausgemacht, ist zunächst einmal nicht das große Kuscheln angesagt. Vielmehr rüttelt der liebestolle Hase zunächst einmal am Watschenbaum.

Die Häsin wird in einer wilden Jagd verfolgt. Hat diese dann von dem aufdringlichen Verfolger genug, richtet die Häsin sich auf – und verabreicht ihrem aufdringlichen Verehrer einige deftige Ohrfeigen. Die der Rammler wiederum erwidert. Ganz allmählich verringert sich der Abstand zwischen dem Verehrer und der auserkorenen Häsin. Letztendlich kommt es zum Paarungsakt. Oft wiederholt sich das Liebesspiel mehrfach. Daher galt der Feldhase schon in der Antike als Sinnbild für Fruchtbarkeit.

Feldhasen bei der Paarung

Feldhasen Paarung

Wildbiologe Christopher Böck, Geschäftsführer des OÖ Landesjagdverbandes informiert:

„Der Eisprung wird erst bei der Begattung ausgelöst und benötigt sozusagen diese Rauferei im Vorfeld. Dabei wählt die Häsin ihren Partner aus. Dieser muss seine Ausdauer und Kraft in Wettläufen und Boxkämpfen unter Beweis stellen. Innerhalb kürzester Zeit paart sich die Häsin mehrmals, so dass selbst innerhalb eines Wurfs Mehrfach-Vaterschaften vorkommen können. Besonders ist auch, dass die Häsin während der Tragzeit erneut trächtig werden kann und sich Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien in ihrer Gebärmutter befinden. Das ist die Superfötation. Also ein echtes Fruchtbarkeitssymbol, wofür letztlich auch der Osterhase steht!“

Volle Kinderstube

Womit sich erklärt, warum bereits ab Anfang Februar, doch richtig ersichtlich im März, die Langohr-Kinderstube mitunter schon gut gefüllt ist. Doch das Überleben wird den März-Häschen nicht leicht gemacht, denn nasskalte Witterung und Fressfeinde von Rabenvögeln über den Fuchs bis zur Hauskatze setzen ihnen in der noch deckungsarmen, intensiv genutzten Landschaft zu. Dazu kommt mit Beginn der ersten wärmeren Tage der „Risikofaktor“ Mensch. Falsch verstandene Tierliebe wird dem Hasen-Nachwuchs nämlich nicht selten zum Verhängnis.

Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner:
„Jetzt gilt es vor allem eine Grundregel zu beachten: Keine jungen Feldhasen mitnehmen! Denn die scheinbar einsamen, verlassenen Jungtiere befinden sich stets in der Obhut ihrer fürsorglichen Hasenmütter und sollten nicht berührt werden.“

Feldhasenmütter säugen ihre Jungen in der Regel nur einmal täglich – und zwar meist in der Nacht und das innerhalb von weniger als zwei Minuten. Der Nachwuchs „tankt“ in dieser kurzen Zeit den kompletten Tagesbedarf an der sehr nahrhaften Milch. Dieses Verhalten dient dazu, Füchse und andere Beutegreifer nicht durch häufiges Aufsuchen der Jungen auf leichte Beute aufmerksam zu machen. Es ist also völlig normal, dass Junghasen die meiste Zeit des Tages ganz alleine verbringen. Um die lange Zeit dazwischen ohne Nahrung auskommen zu können, muss die Milch, wie bereits erwähnt sehr energiereich sein; und das ist sie auch, denn die Hasenmilch weist einen Fettgehalt von etwa 23 % auf.

Sieghartsleitner: „Also bitte, keine jungen Feldhasen aufsammeln! Sollten Kinder dennoch so einen „Wollknäuel“ heimbringen, dann setzen Sie ihn wieder dorthin zurück, wo er her ist. Die Mutterliebe ist oft stärker als ein möglich anhaftender Geruch des Menschen.“

Besser sei es natürlich, das Jungtier gar nicht erst anzugreifen:
Nicht „Gedankenlos“ durch den Wald!

Oberösterreich Jägerinnen und Jäger bitten daher jetzt alle Waldbesucher um Schonzeit für das Jungwild.

„Spaziergänger, Läufer, Mountainbiker und Wanderer sollten sich noch diskreter als üblich in der Natur bewegen – denn zurzeit kann menschliche Gedankenlosigkeit für Tiere und im Speziellen Jungtiere schwerwiegende Folgen haben“, warnt Wildbiologe Böck.

Die Erholungssuchenden sollten jedenfalls auf den Wegen bleiben, Hunde ständig beaufsichtigen oder an die Leine nehmen, Vögel nicht – etwa durch zu viel Nähe – bei der Aufzucht stören, Rehkitzen und anderen Jungtieren weiträumig ausweichen und – eigentlich selbstverständlich – keinerlei Abfälle in der Natur zurücklassen.